Aus alt wird (fast) neu – AfB social & green IT bereitet gebrauchte Business-IT auf und vermarktet sie wieder. Das gemeinnützige IT-Unternehmen ist europaweit aktiv und beschäftigt in Nürnberg 23 Menschen, davon 11 Menschen mit Behinderung. Rainer Hufer, Niederlassungsleiter von AfB Nürnberg, erklärt im Interview, wie Kommunen von den Dienstleistungen seines Unternehmens profitieren.
Nehmen wir an, eine Kommune möchte gebrauchte IT-Hardware wie Notebooks, PCs oder Monitore loswerden und Ihnen überlassen. Wie kann man sich den Vorgang vorstellen?
Rainer Hufer: Die zuständige Person aus der Kommune, meist aus der Verwaltung, ruft bei uns an und klärt erst mal die Details: um welche Hardware und welche Menge handelt es sich? Dann machen wir einen Termin aus. Wir schicken eines unserer Fahrzeuge vorbei, laden die Geräte vor Ort auf eine Palette, versiegeln und schweißen sie ein. Das tun wir, um sicher zu gehen, dass niemand unbefugt an die Daten kommt. Die so versiegelte Ware bringen wir in unser Sperrlager. Dort wird alles abgeladen und die Daten werden mit einer Löschsoftware entfernt. Festplatten, die nicht löschbar sind, schreddern wir.
Ich muss mich als Kommune also nicht um die Daten kümmern, die noch auf den Geräten liegen?
Nein, das Löschen übernehmen wir. Unser Vorgehen ist zertifiziert und sicher, da bleibt nichts hängen. Ihre Mitarbeitenden müssen nichts tun, außer sich die Daten sichern, die für sie relevant sind. Nach unserer Reinigung ist alles weg. Unseren Partnern schicken wir nach der Datenvernichtung einen Löschbericht über alle Geräte und Datenträger.
Bis wohin fahren Sie, um alte Hardware abzuholen?
AfB holt Geräte in ganz Deutschland ab. Von der Nürnberger Niederlassung aus decken wir den bayerischen Teil der Landkarte ab. Natürlich muss es auch eine gewisse Menge an Geräten sein, dass sich die Abholung lohnt. Wir fahren nicht wegen einem alten Drucker nach München – das ist wirtschaftlich und ökologisch nicht sinnvoll.
Was passiert nach Ihrer Spezialbehandlung mit der Altware?
Nicht mehr vermarktbare Geräte werden zerlegt und recycelt. Was funktionstüchtig ist und in gutem Zustand, das verkaufen wir und ermöglichen so die Zweitnutzung. Wir reinigen und testen die Geräte nochmal gründlich, reparieren bei Bedarf oder rüsten bessere Bauteile nach. Dann spielen wir neue, aktuelle Software drauf. Diese komplette „Spezialbehandlung“ wird als „Refurbishment“ bezeichnet. Geräte, die refurbished wurden, verkaufen wir über unseren Online-Shop oder die Filialen mit mindestens einem Jahr Garantie weiter. Die Abnehmer sind in der Regel Privatkunden, aber auch Schulen, Non-Profit-Organisationen oder kleinere Firmen gehören zu unserem Kundenkreis.
Ist Refurbished-Ware auch für Kommunalverwaltungen interessant?
Unternehmen oder Kommunen müssen bei der Neuanschaffung von Hardware oft viele Kriterien berücksichtigen, die wir mit unserer refurbished Hardware nicht immer erfüllen können. Die Ware muss in der Regel Neuware sein und die entsprechenden Garantiepflichten erfüllen. Auch muss häufig eine große Menge gleicher Geräte vorhanden sein – diese Kriterien können wir nur teilweise abbilden und somit nur einen Teil der kommunalen Beschaffung nachhaltig abdecken. Neben der nachhaltigen Beschaffung ist die Kreislaufwirtschaft ein wichtiger ökologischer Aspekt: Wir nehmen sehr gerne die gebrauchte Hardware von Kommunen an: die Geräte sind, in der Regel auch wenn sie aussortiert werden, von sehr guter Qualität. Es ist Business-Ware, die sich wunderbar aufrüsten und reparieren lässt. Das ist etwas viel Langlebigeres als die Consumer-Ware, die die meisten Privatkunden kaufen. Business-Geräte sind robust und für lange Nutzung bei der Arbeit konstruiert.
Warum sollte man die Gebrauchtgeräte von AfB abholen lassen, anstatt sie auf den Recyclinghof zu bringen oder wegzuschmeißen?
Dank unseres Refurbishments können Sie zu 100 Prozent sicher sein, dass keine Daten in falsche Hände gelangen. Außerdem hat jedes Gerät ein zweites Leben verdient – wer uns seine Geräte zukommen lässt, leistet einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz. Weltweit steigt das Elektroschrottaufkommen in erschreckendem Maße. Hier müssen wir alle aktiv werden. Im Jahr 2021 etwa hat die AfB-Gruppe 450.000 IT- und Mobilgeräte bearbeitet und konnte fast zwei Drittel der Geräte wieder vermarkten. Durch dieses Remarketing wurden unter anderem 242 Millionen Liter Wasser, 20.600 Tonnen Eisen und andere Rohstoffe sowie 39.000 Tonnen CO2 eingespart. Außerdem unterstützen Sie über uns die „Arbeit für Menschen mit Behinderung“ – dafür steht nämlich das Kürzel AfB. Wir sind ein Inklusionsunternehmen: Aktuell sind von den 600 AfB-Mitarbeitenden 290 schwerbehindert. Elf Menschen mit Behinderung arbeiten am Standort Nürnberg.
Weitere Informationen:
Zur Website der AfB-Group https://www.afb-group.de/home/